Sicherheitslücke in Begleit-App: Nissans Leaf kann aus der Ferne manipuliert werden
Nissans Elektroauto Leaf kann aus der Ferne manipuliert werden, weil eine Begleitapp nur eine Fahrzeugnummer als Authentifizierung nutzt. Sicherheitsrelevante Funktionen sind von der Lücke nicht betroffen, doch der Hersteller hat bislang noch kein Update bereitgestellt.
Das Auto im Winter schon mal vorwärmen, wenn man von einem längeren Spaziergang zurückkommt? Eigentlich eine praktische Sache. Bei Nissans Elektroauto Leaf kann das über eine Begleitapp erledigt werden - aber leider nicht nur vom Besitzer selbst. Denn die App nutzt zur Authentifizierung gegenüber dem Auto lediglich eine Fahrzeugnummer. Über diese Sicherheitslücke berichtet der Hacker Troy Hunt jetzt in seinem Blog. Nissan sei vor mehr als einem Monat auf das Problem aufmerksam gemacht worden, habe aber bislang nicht mit einem Patch reagiert, schreibt Hunt.
Bei der Companion-App muss man sich mit der Vehicle Identification Nummer (VIN) registrieren. Diese VIN ist bei jedem Leaf in der Windschutzscheibe ablesbar. Weil nur die letzten fünf oder sechs Stellen der Nummer variabel seien, könnte man durch bloßes Ausprobieren verwundbare Autos finden, heißt es in dem Posting.
Betroffen sind nur die Autos, bei denen der Fahrer die Companion-App selbst aktiviert hat. Wer einen Leaf hat, sollte also seinen Nissan-Carwings-Account bis auf weiteres deaktivieren, um Probleme zu vermeiden. Mit der Companion-App kann der Batteriestatus der Autos angezeigt werden, außerdem können einige Funktionen des Wagens gesteuert werden - zum Beispiel die Klimaanlage oder die Heizung. Sicherheitsrelevante Funktionen wie die Türverriegelung oder die Motorsteuerung können damit nicht manipuliert werden - doch die laxe Authentifizierung verwundert trotzdem. Die Funktionen des Companion-API lassen sich offenbar nicht nur über die App bedienen, sondern auch über einen Webbrowser. Auch das Fahrtenbuch kann ausgelesen werden
Darüber hinaus lassen sich aus der App verschiedene Datensätze auslesen. Denn alle Fahrten mit dem Auto werden protokolliert - Datum, Uhrzeit, gefahrene Strecke und auch, wie effizient der Batteriestrom eingesetzt wurde. Bislang ist es zwar nicht möglich, den genauen Standort unmittelbar auszulesen, doch wenn eine Zuordnung des Leaf-Inhabers zu den Daten erfolgen kann, lässt sich ein durchaus detailliertes Bewegungsbild zeichnen.
Auf dem Mobile World Congress in Barcelona hat Nissan ein Update für die Companion-App vorgestellt: Künftig sollen auch der Standort des Autos aus der Ferne abrufbar und eine Analyse des Fahrverhaltens möglich sein. Nissan-Foren diskutierten schon über den Fehler
Hunt war nicht der erste, dem die Lücke aufgefallen war. In Nutzerforen in Kanada wurde bereits über das Problem diskutiert, bislang gab es aber kaum öffentliche Aufmerksamkeit - vermutlich ein Grund dafür, dass Nissan die Lücke noch nicht gepatcht hat.
Nach Angaben von Hunt wurde das Problem am 23. Januar 2016 erstmals an Nissan gemeldet, der Autobauer habe das Problem auch anerkannt. Eine Lösung gibt es bislang nicht. Die deutsche Pressestelle des Unternehmens war heute telefonisch nicht für eine Anfrage von Golem.de erreichbar. Nachtrag vom 25. Februar 2016, 14:23 Uhr
Nissan hat die Schnittstellen vorübergehend deaktiviert, wie die BBC schreibt. Das Unternehmen bestreite, dass es zu Sicherheitsproblemen gekommen sei, heißt es in dem Bericht.